Die russische Historiographie über die Kočevniki - ein Beitrag zur Ideengeschichte des späten Zarenreichs

Valery Stojanow

Bulgarian Historical Review (im Druck)

In der russischen Geschichte nehmen die östlichen Reitervölker einen besonderen Platz ein. Noch vor der Gründung von Kiewer Russ spürten die Länder nördlich des Schwarzen Meeres den Einfuß der Hunnen, Awaren, Protobulgaren, Chasaren, und nach dem Zusammenbruch des Chasarischen Chaganats wurden die russischen Fürstentümer vor dem Druck der neuen nomadischen Gruppen aufgestellt, unter denen die Stämme der Petschenegen und der Polovci (die Kumanen aus den europäischen Quellen) eine wichtige Bedeutung hatten. Eben sie wirkten mit den Russen aus der vormongolischen Periode aktiv zusammen und schufen Voraussetzungen für das Formieren denjenigen Zügen in der Weltempfindung, Mentalität und in der „Seelischkeit“, die wir oft verallgemeinernd als „typisch russische“ bezeichnen. Der dauerhafte Kontakt „im Frieden und Krieg“ trug zur Bereicherung der traditionellen russischen Kultur bei, und zwar sowohl auf eine ethnographische und volkskundliche Ebene, als auch in Bezug auf die ostslawische russische Sprache, die voll mit iranischen und türkischen Elemente ist.

Dies alles zeigt sich bei einer objektiven Betrachtung der russischen Vergangenheit, als das Gebot der wissenschaftlichen Gewissenhaftigkeit gefolgt wird, ohne Rücksicht auf irgendwelche ideologische Voreingenommenheiten und ohne Beachtung der jeweiligen „politischen Korrektheit“. Doch mit dem Einstieg des russischen Imperiums und nach seiner Verwandlung in einem der Faktoren in der europäischen Politik wurde jeder Versuch von einer kritischen Umwertung der Rolle der türkischen Nomaden und ihres Beitrages zur Entwicklung des „russischen Geistes“ mit Missbilligung entgegengenommen. Darum ist es sehr wichtig, den Weg nachzuspüren, der von der russischen Historiographie bei der Feststellung der Herkunft, des Wesens und der Bedeutung der sogenannten Kočevniki [die Reiternomaden] und damit auch bei der Klärung ihrer Stelle beim Aufbauen der Gestalt des östlichen Europas, gelaufen wurde.

*        *        *

Bei der Errichtung der Grundlagen der neuen imperialen Macht existierten weder die Petschenegen, noch die Kumanen mehr. Sie haben sich zu einigen der vielen abgestorbenen Völker verwandelt, deren Namen Spuren nur in den alten Quellen hinterließen oder lediglich in der Toponymie bestimmter Regionen aufbewahrt blieben. Und als im 18. Jahrhundert die ersten konkreten Untersuchungen darüber unternommen wurden, waren sie schon längs zu einer unklaren Erinnerung mit einer definitiv negativen Belastung geworden.

Die negative Einstellung zu ihnen war vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die Nachrichten über Kumanen und Petschenegen hauptsächlich aus den Kreisen byzantinischer und altrussischer Intellektuellen herstammten, also von Vertretern derjenigen Länder und Völker, die oft unter den Nomadeneinfällen litten und bei der Beschreibung ihres ständigen Feindes nicht unparteiisch sein konnten. Dies waren Hofschreiber, welche die Nomaden wegen ihrer unterschiedlichen Lebensweise verachteten, oder aber Kirchenleute, die die „Barbaren“ auch darum hassten, weil sie Heiden waren. Für die russischen Chronisten waren die Polovci Vorläufer der unreinen Völker von Gog und Magog, die einst von Alexander dem Großen in den Gebirgen geschlossen wurden, um der zivilisierten Welt nicht zu schaden. Die Annalisten verwendeten für sie das Epitheton poganye (Heide, heidnische) und definierten sie als gotteslose Räuber, die sich mit Aas und Unrat ernährten und eine Reihe andere noch ekelhaftere Gewohnheiten hatten. Auch für die byzantinischen Schriftsteller waren sie ein grausames, räuberisches und unzivilisiertes Volk, das Wolfssitten besaß. Bei einer solchen Quellenbasis ist es ganz natürlich, dass auch spätere Forscher die Nomaden als „Wilde“ beschrieben, die Jahrelang im östlichen Teil Europas „tobten und wüteten“, weswegen sie einer eigenen Geschichte unwürdig sind.[1]

Im 18. Jahrhundert schrieb man über Kumanen und Petschenegen vor allem im Zusammenhang mit der russischen und polnischen Geschichte, da das Gebiet des Hauptkontakts mit den Nomaden in der heutigen Ukraine ein Objekt der territorialen Ansprüche der polnischen und der russischen Krone war. Mit der Zeit ging jedoch die Initiative in russischen Händen. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts wurde den Anfang der neuen russischen Historiographie gestellt. Nach der Gründung 1703 von Sankt Petersburg wurde die kaiserliche Hauptstadt zum Mittelpunkt eines reichlichen Geistesleben. Mit der Unterstützung des Hofes und der Regierung nahmen sich eine Reihe deutscher Gelehrten mit der edlen Aufgabe an, die „weißen Flecken“ in der Geschichte, der Geographie und der Ethnographie der neuen Großmacht auszufüllen. Dazu schlossen sich die Bemühungen der einheimischen wissenschaftlichen Elite, die oft im Streit mit ihren deutschen Kollegen die Kenntnisse über die alte russische Vergangenheit erweiterte.

Die Epoche von Peter des Großen stellte einen Anfang in der systematische Erforschung der östlichen Kulturen dar. Persönlich nach einer Zarenanordnung wurden etwa 50 tatarische und armenische Inschriften aus den Ruinen der Stadt Bolgar an der Wolga abgeschrieben. Etwa um dieselbe Zeit, zwischen 1720 und 1727, wurde der deutsche Wissenschaftler Daniel Gottlieb Messerschmidt auf Dienstreise nach Sibirien geschickt. Ein bisschen früher beendete im Jahr 1701 Semjon Uljanovič Remesov den ersten russischen geographischen Atlas mit 23 Landkarten – das sogenannte „Zeichenbuch von Sibirien“, bei dessen Vorbereitung er auf die bis dahin unbekannten alttürkischen Orchondenkmäler stieß. Sie wurden in Europa erst durch die Beschreibungen des 1709 am Poltava gefangengenommenen schwedischen Offiziers Philipp Johann von Strahlenberg bekanntgeworden, der zehn Jahre in Sibirien verbrachte. Sein Werk ist mit den eingeschlossenen geographischen Beschreibungen und Landkarten, sowie mit einer der ersten Klassifikationen der türkischen, finnisch-ugrischen und paläoasiatischen Sprachen (Tabula Polyglotta) für Jahrzehnte zu einem Haupthandbuch der entstehenden Altaistik geworden.[2] Mancherorts berührte Strahlenberg auch die Frage über die Petshenegen, und in Bezug auf die Kumanen behauptete er, dass sie Vorfahren der Tataren waren.[3] Damit ging er dem großen französischen Orientalisten Joseph Deguignes voraus, der – entgegen seiner Zeitgenossen – die Polovci eher für Kiptschaken hielt und betonte, dass sie gemeinsam mit Uzen, Petschenegen und Chasaren zu den Türkvölker angehörten.[4]

In der ersten Hälfte des Jahrhunderts sammelten Vassilij Nikitič Tatiščev, der Sibirienforscher Johann Eberhard Fischer und der Petersburger imperialen Geschichtsschreiber Fjodor Ivanovič Miller (Gerhard Friedrich Müller) – der berühmte Herausgeber der „Sammlung Russischer Geschichte“, Materialien über die Geschichte und die Sprachen der nichtrussischen Völker im Zarenreich. Viel größere Bedeutung gewannen aber die Werke eines anderen deutschen Gelehrten aus den akademischen Kollegium im Petersburg – der Orientforscher und Professor für das griechische und römische Altertum Gottlieb (Theophil) Siegfried Bayer,[5] der als Begründer der normannischen Theorie gilt. Er unterstützte die These über die Gleichsetzung zwischen Kumanen und Uzen und meinte, dass sie sich selbst als Usen (Uzen) bezeichneten und ihnen den Name „Polovci“ samt ihrer Abarten von den Russen und Polen gegeben wurde.[6] Damit erschien Bayer als Fortführer einer alten deutschen Tradition, datierend aus dem 11. Jahrhundert.[7] Der Gelehrte bemerkte, dass der Fluss Dnjepr von den Tataren „Usi“ und von den Osmanen „Ossi“ oder „Ussi“ benannt wurde,[8] was wieder an Usen erinnerte. Er äußerte die Vermutung, dass wegen der Namensähnlichkeit und der gleichen bewohnten Zone die ihm zeitgenössischen Osseten (Ossetiner) Nachfahren der Usen oder Uzen darstellen könnten.[9] In seiner „Russischen Geographie“ berührte Bayer die Herkunftsfrage auch anderer östlichen Völker –über die Chasaren behauptete er z. B. definitiv, dass sie höchstwahrscheinlich türkischer Herkunft waren. Mit all diesem schuf er eine stabile Grundlage zur Erforschung der Vergangenheit Osteuropas und nicht zufällig wurden Auszüge aus seiner „Geographie“ als Kapitel 6 in der Schlözers „Allgemeine nördliche Geschichte“ aufgenommen.[10]

Ein Versuch für die Klärung der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit und des Zusammenhanges zwischen den nicht slawischen Völkern im Russland unternahm im 18. Jahrhundert auch Vassilij Nikitič Tatiščev. Er hat nicht nur die Schlussfolgerungen seiner Vorgänger verallgemeinert, sondern auch neue Hypothesen angeboten, womit er die Bedeutung seines posthumen Werkes erhöhte.[11] Im Geiste der Tradition betrachtete Tatiščev die Kumanen zusammen mit Petschenegen und Torken, indem er sie alle für Sarmaten hielt. Der Autor nimmt die Hypothese von einer Verwandtschaft zwischen den ehemaligen Polovci, Sarmaten und Goten an, betont aber, dass die Kumanen eher vom Osten her kamen und nicht aus Litauen, wie die alten polnischen Historiker behaupteten. Gemäß der Einsichten V. N. Tatiščev’s waren die drei Völker (also Petschenegen, Torken und Polovci) untereinander verwandt und deswegen beschreibt er sie zusammen, indem er ihre Beziehung zu den Sarmaten sucht.

„Polovci – die sind dieselben Petschenegen“ – bemerkt Tatiščev kategorisch und erläutert, dass dieser Name bei den Russen von den „breiten Feldern [pole] oder Steppen“ gegeben sein kann, sie aber sich eigentlich „Komani“ oder „Kumani“ nannten. „Sein Gesetz war das Heidentum“ – teilt der Autor mit, – doch viele von ihnen übernahmen von den Wolgabulgaren den Islam und von den Russen das Christentum. Dafür zeugten die Namen ihrer Fürsten (arabische und christliche), obwohl auch die Christen ihrerseits mit der Übernahme des christlichen Gesetzes auch chaldäische, judäische, griechische oder lateinische Namen erhielten.[12] In einem anderen Kapitel zählt Tatiščev die unterschiedlichen Benennungen auf, die den Kumanen gegeben wurden (Polovci bei den Russen – „vom großen Feld“). Seiner Meinung nach war dieser Name mit dem griechischen „Nomaden“ und mit hebräischen „Skythen“ ähnlich.[13] Deswegen betrachtet er auch einige Angaben in der antiken Literatur. Das Aufstellen seit den Zeiten Herodots und Ptolemäus von „Basiläoi“, „Arystei“, „Alanoi“ etc. im Kaukasus, am Wolga und in der Krim, wo später die Polovci bezeugt wurden, veranlasst ihm zur Annahme, dass alle diese Völker eigentlich Sarmaten waren und die griechischen Schriftsteller in der Folge nur ihren Namen veränderten. Tatiščev rechnet mit dem Umstand an, dass die biblischen Genealogien nicht genug zuverlässig sind, um so mehr, als – von den russischen Chronik ausgehend – die Kumanen (zusammen mit Petschenegen, Torken und Turkmenen) zu den Türk- bzw. Tatarvölker zugezählt werden sollten, so wie es vor ihm Strahlenberg in den Polovci tatarische Vorfahren sah, und man auch für die Turkmenen vermutete, dass sie gleichartig mit den Tataren sind. Deshalb bevorzugt er definitiv das Sprachkriterium, doch wegen des Fehlens an zuverlässigen linguistischen Angaben begnügt er sich nur die Wörter von W. Rubruck und Plano-Karpini in Erinnerung zu rufen, dass die Kumanen „von einer Sippe und Sprache“ mit den Ungarn, Wolgabulgaren und Mordwa seien.[14]

*        *        *

Ein Jahr nachdem das Werk von Tatiščev herausgegeben wurde, gelang es dem jungen ungarischen Gelehrte Daniel Cornides, in Venedig die ersten 22 Seiten eines, bereits im früheren Jahrhundert gesichteten, „kumanischen Wörterbuchs“ abzuschreiben. Auf Grund der linguistischen Angaben fand D. Cornides die Kumanen für „Tataren-Kiptschaken“ und ihre Sprache – für einen „tatarischen Dialekt“. Jahrzehnte lang blieben jedoch seine Schlussfolgerungen der breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit unbekannt, weswegen die Kumanen weiterhin als ein den Magyaren verwandtes Volk gehalten wurden und die Ehre der Entdeckung des Venedigschen Denkmals dem großen Orientalisten aus dem Beginn des 19, Jahrhunderts, Julius von Klaproth, zufiel, der 1828 den ersten Teil dieser Quelle veröffentlichte. Trotz mancher Fehler warf seine Edition genügendes Licht auf die Sprache und die ethnische Zugehörigkeit der späten mittelalterlichen Nomaden auf, und gab einen neuen Anstoß in ihrer weiteren Erforschung. Und wenn zu Beginn des 19. Jahrhunderts der große russische Historiker Nikolaj Mihajlovič Karamsin nur in der Lage war, die Polovci von den übrigen „Reitervölkern“ zu unterscheiden,[15] zählten die späteren Forscher sie nun definitiv zu den breiten „türkisch-tatarischen Gemeinschaft“.

Karamsin gründete sein Werk auf ein enormes in dem Umfang chronikalisches Material, wobei er eine Reihe neuer Quellen selbst einführte. Nach V. Tatiščev erweiterte er die Kenntnisse über die frühe russische Vergangenheit, indem er mehrere davor unverwendete Angaben über die Geschichte sowohl der Nomaden selbst, als auch ihrer Zwischenbeziehungen mit den russischen Fürsten, analysierte. Auch Karamsin sah in den Steppennomaden gefährliche für Russland Feinde, womit die Großfürsten unaufhörlich zu kämpfen hatten – zuerst mit den „Barbaren“ Petschenegen, dann mit den Torken, und danach mit den “unermüdlichen Übeltätern“, den „grausamen“ Polovci, deren Erscheinung den Anfang unendlicher Unheile für den russischen Staat stellte. Nach ihm, hielten diese Völker die Entwicklung Russlands definitiv auf; der Frieden mit ihnen war unmöglich (er stellte eigentlich „nur eine gefährliche Waffenruhe“ dar); wobei der Kampf der russischen Fürsten untereinander „die Außenfeinde verstärkte“ und die Lage nur zusätzlich verkomplizierte. Der Autor betont die Rolle Vladimir Monomachs für das Herantreten einer Wende im Kampf mit der Steppe und äußert vielleicht zum ersten Mal die Hypothese, dass unter der Benennung Černye Klobuki („die Schwarzen Mütze“) aus den chronikalischen Angaben die in einer russischen ethnischen Umgebung im Flussgebiet von Dnjepr gebliebenen Petschenegen, Torken und Berendei verstanden werden sollten.[16] Er war sogar geneigt, in ihnen Vorfahren der künftigen Kasaken zu sehen:[17] einer Gedanke, der in der Folge von anderen russischen Forscher übernommen und weiterentwickelt wurde.

Nach Karamsin gibt auch Nikolaj Gerassimovič Ustrjalov einige Angaben über die Kumanen. In seinem Vorlesungskurs an der Universität wird der Kampf der russischen Fürsten mit den Steppennomaden auch auf Grund von chronikalischen Zeugnissen betrachtet, es werden Tatsachen über die Beteiligung von Polovci als Söldnertruppen in den fürstlichen inneren Auseinandersetzungen aufgezählt, es wird die Aufmerksamkeit auf die Rolle Vladimir Monomachs zu ihrer Zerschlagung gerichtet und es wird betont, dass nur die gemeinsame Steppengefahr die russischen Fürsten auszusöhnen veranlasste und sie dazu forderte, „ihre Kräfte zu vereinigen, um Russland mit einem gemeinsamen Schlag von den grausamen Übeltätern zu befreien“.[18]

Die Werke Karamsins und Ustrjalovs wurden aus der Position der offiziellen russischen Historiographie geschrieben. Darin wird de Frage über die Polovci nur in der Masse betrachtet, inwieweit sie einen Bezug zum Kampf Russlands mit den Steppenvölkern hat. Deshalb werfen sowohl das herangezogene Quellenmaterial als auch die von den Autoren verwendeten deskriptiven Verfahren kein neues Licht über das Wesen, die Sprache und die ethnische Zugehörigkeit der Nomaden. In der russischen Geisteswissenschat werden die Polovci zum Objekt eines verstärkten Interesses erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die ersten konkreten Untersuchungen zu diesem Thema gedruckt wurden. Wahrscheinlich übte einen gewissen Einfluss darüber die Entwicklung der Orientalistik (besonders nach der Veröffentlichung des Sprachmaterials vom Codex Cumanicus) und die schon im früheren Jahrhundert in Europa begonnene Erforschung der mittelalterlichen „Reitervölker“, wobei den Bedarf an einer spezialisierten Literatur zunächst auch mit ausgewählten Übersetzungsschrifttum ausgefüllt wurde.[19] Im Russland erhielt aber das Nomadenthema seine vielen klaren Umrissen nicht unter einer Außeneinwirkung, sondern im Laufe der allgemeinen Entwicklung bei der Untersuchung der russischen Vergangenheit.

Mitte des Jahrhunderts gelang es dem Fürsten M. A. Obolenskij, bei einer seinen Reisen das handschriftliche „Čet’i minej“ des Moskauer Metropoliten Makarij († 1563) zu erwerben, der die Arbeit auf sein Werk noch 1529, während seiner Dienstszeit in der Stadt von Großen Nowgorod, anfing. Auf die Rückseite des Blattes 603 der Handschrift entdeckte Obolenskij ein kurzes „polovcisches“ Wörterbuch, beginnend mit den Worten „Auslegung der polovcischen Sprache: zuerst Polovcisch und dann Russisch“.[20] Er schickte eine Kopie davon mit einem Brief an M. Pogodin, der den Auszug in der Zeitschrift „Moskvitjanin“ drucken ließ.[21] In einer späteren Nummer der Zeitschrift erschien auch eine Tafel der fraglichen Wörter mit einer Gegenüberstellung zu ihren tatarischen Entsprechungen, was dem unbekannten Verfasser einen Grund gab, im Einklang mit dem Text selbst („Polovci, d. h. Tataren“) zu schließen, dass „die Polovci einen tatarischen Stamm waren“.[22]

Ein wenig später analysierte Ivan Dmitrievič Beljaev das Chronikmaterial, um die Beziehungen Russlands mit den Gebieten nördlich des Schwarzen Meers in der Zeitalter der petschenegischen und der kumanischen Überlegenheit in der Steppe zu erörtern.[23] Der Verfasser kam zu dem Schluss, dass im Unterschied zu den Petschenegen, die wegen ihrer Zerstreuung nicht imstande waren, die Beziehungen der Russen zu ihren Besitzen entlang des Schwarzen Meeres zu stören, weshalb „den Handel mit dem Griechenland nicht gebrochen wurde“, verletzten jedoch die gleich nach ihnen erschienenen Polovci das Gleichgewicht in diesen Territorien. Er unterschied zwei ihrer Haupttypen – die Dnjepr- und die Don-Polovci. Nach seiner Auffassung waren die Donpolovci viel zahlreicher und mächtiger, während sich die Dnjeprpolovci, die nah an den von den russischen Fürsten unterstützten Torken und Berendei wohnten und in freundschaftlichen Beziehungen mit den Rostislaviči standen, als vollmächtige Herren im Gebiet nicht fühlten. Deswegen – trotz ihrer Einfälle, wobei sie in der Praxis keine der russischen Städte einnehmen konnten – lief der Handel am Süden mit Byzanz nach wie vor weiter. Mit der Zeit fing aber der russische Einfluss auf die Schwarzenmeerküste an, nachzulassen, und zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzten sich dort bereits die Polovci, und nach ihnen die Mongolen vollständig durch.

Zwei Jahre nach dem Artikel Beljaevs erschien die Untersuchung von I. Samčevskij über die Torken, Berendei und die Čenye Klobuki.[24] Darin analysierte der Autor die chronikalischen Nachrichten, um eine Antwort auf die folgenden Fragen zu finden: „(1) waren die Torken, Berendei und Černye Klobuki verschiedene Völker, oder sie alle stellten ein und dasselbe Volk dar, das unterschiedliche Benennungen in verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Gründen erhielt; (2) zur welche Sippe gehörten diese Völker, woher und wann sie kamen, wo haben sie sich niedergelassen; (3) welche Bedeutung hatten sie in den Beziehungen zu Russland; und (4) mit welchen Besonderheiten zeichneten sich ihre innere Lebensweise ab“? Samčevskij richtete die Aufmerksamkeit auf den Umstand, dass in den Quellen unter den Namen Černye Klobuki entweder Berendei, oder die Torken, oder zusammen Berendei und Torken, oder aber Torken, Berendei und Petschenegen, beziehungsweise Torken, Kowui, Berendei und Petschenegen, verstanden wurden.[25] Dies war bei einer Gegenüberstellung der einzelnen chronikalischen Listen ersichtlich, woraus der Autor zu dem Schluss kam, dass der Name Černye Klobuki, ebenso wie die Benennung Čerkassen, einen gemeinsamen Name der aufgezählten Völker war, d. h. einen Sippennamen in Bezug auf die Torken und Berendei. Nach seiner Meinung, war es nicht ausgeschlossen, dass die Berendei und die Torken „einstämmig“ oder Sippen ein und desselben Volkes, waren. Die Berendei könnten auch Torken gewesen sein, die ihre Benennung nach dem Name ihres Anführers oder aus einem anderen Grund erhielten. Doch wegen des Fehlens an sichereren Angaben darüber versuchte der Verfasser die ethnische Zugehörigkeit nur den Torken zu bestimmen.[26] Er erinnerte die Vermutungen einzelner Gelehrten, die die Torken für Reste der Ungaren und Bulgaren (so Thunmann) hielten, oder sie mit den Uzen (so Stritter, Karamsin) in Verbindung brachten, doch meinte er, dass diese Ansicht nur in der Art einer Vermutung vorgelegt wurde, die sich durch den „Beweisen Friedrich Suhms“, dass die Uzen und Polovci ein und dasselbe waren, widerlegt. Nachdem es keine anderen Angaben gab, sollte man die Chroniknachricht [von Nestor], dass die Torken gleichstämmig mit den Turkmenen und Petschenegen waren,[27] nicht zurückwerfen. Es scheint dies zu bedeuten, dass sich ihr ursprüngliches Vaterland in Asien befand, woher sie – ähnlich wie ihre Gleichstämmige – nach Europa gelangten. Samčeskij ist geneigt, die Torken als den Rest „eines Volkes“ zu betrachten, das aus Asien in den uralten Zeiten herkam, als es in den örtlichen und in den fremden Chroniken nicht aufgezeichnet sein konnte. Später wurde es vielleicht von einem anderen Volk unterworfen, das aus Asien mit neuen Kräften eindrang, weswegen es gezwungen war, den Schutz Russlands zu suchen. Indem er zur Frage über die Bedeutung von Černye Klobuki (d. h. von Torken und Berendei) in ihrer Beziehungen zu den russischen Fürsten herantritt, bemerkt der Autor, dass die Torken ursprünglich Verbündeten oder Söldner von Russland waren (985 beteiligten sie sich im Feldzug des Fürsten Vladimir gegen die Wolgabulgaren) und erst im 11. Jahrhundert zu seinem Feind wurden. Der Verfasser zeichnet in diesen Beziehungen zwei Perioden ab (er spricht von Beziehungen der „ersten“ und der „zweiten“ Art), wobei er sich auf die Chronikangaben stützt: (a) bis zu Unterwerfung der Torken und Berendei seitens der russischen Fürsten – eine Zeit, die sich vor allem mit kriegerische Auseinandersetzungen charakterisierte, und (b) nach ihrer Niederlassung an der russischen Grenzen mit der Steppe als untergebenen Bündnisstämme.[28] Er richtet eine besondere Aufmerksamkeit auf die Rolle, die die Černye Klobuki spielten.[29] Sie führten nicht nur die Funktion von „ständigen Wachen“ gegen die neuen östlichen Feinde aus und wurden aktiv in den fürstlichen inneren Auseinandersetzungen als weit zuverlässigeren Verbündeten verglichen mit der zum selben Ziel herangezogenen Polovci benutzt, sondern sie beteiligten sich außerdem bei der Wahl des Fürsten von Kiew, gleich wie die übrigen Bewohner, obwohl sie keine Christen waren. Indem er die Tatsache hervorhebt, dass die Černye Klobuki, die unter eigenen Anführer standen und jedoch „für ihren Hauptbefehlshaber der Kiewer Fürst anerkannten“, zu Beginn des 13. Jahrhunderts vollständig aus den Chroniken verschwanden, vermutet Samčevskij, dass sie sich mit irgendeinem anderen Volk vereinigten und ihren alten Name verloren. So führte er die Idee fort, dass eben die Černye Klobuki, d. h. die Torken und Berendei, später zu „einem der Elemente des Kasakentums“ geworden sind.

Gleichzeitig mit dieser Veröffentlichung wurde der historiographische nach seinem Charakter Artkiel von Arist Aristovič Kunik (Ernst-Eduard Kunik) über die „torkischen“ Petschenegen und Polovci nach den magyarischen Quellen herausgegeben.[30] Ähnlich wie seine Vorläufer zählte der Autor die Kočevniki im Geiste der Tradition zu den „unhistorischen“ Völkern, die „niemals eine höhere Stelle in der Weltgeschichte einnehmen werden“. Doch im Einklang mit Schlözers Ansichten meinte er allerdings, dass ihre Erforschung notwendig sei, weil so wie die „Naturwissenschaften auch die niedrigsten unvollkommenen Organismen in Verbindung mit den vollkommenen einer Beobachtung und sorgfältiger Untersuchung unterziehen, so auch die Historiker aus verschiedenen Gründen künftig verpflichtet sind, mehr eine Aufmerksamkeit dieser niedrigen Sorten der Menschheit zu widmen, besonders dort, wo über eine Einschätzung der Geschichte Russlands im Vergleich zu den anderen europäischen und asiatischen Hauptvölker die Rede ist“.[31]

Eine große Bedeutung erhielt Mitte des Jahrhunderts das zwei Jahre nach dem Aufsatz Kuniks veröffentlichte fünfte Band der einst berühmten „Untersuchungen, Bemerkungen und Vorlesungen zur russischen Geschichte“ von Mihail Petrovič Pogodin, dessen dritten Kapitel vollständig den Polovci und den „anderen östlichen Stämmen“, die zusammen mit ihnen in den russischen Chroniken erwähnt wurden, gewidmet ist.[32] Indem er eine große Menge von Quellenmaterial verwendete, versuchte M. Pogodin ausführlich die Polovci zu charakterisieren, wobei er Auskünfte nicht nur über ihre Wechselbeziehungen mit den russischen Fürsten, sondern auch über ihre Herkunft und Sprache, Lebensweise und Gewohnheiten, gab. Äußerst stark beeindruckt das strukturell-analytischen Verfahren des russischen Historikers beim Darlegen der angesammelten und von ihm bearbeiteten Information in einer Weise, die in unserer Computerepoche an das Schaffen einer „Datenbasis“ ähnelt. Nachdem er z. B. die Nachricht von Nestor und die Meinung Karamsins über die Herkunft dieses Volkes zitierte, zählte M. Pogodin in zwei Spalten die Namen der polovcischen Fürsten auf, und zwar mit einer genauen Angabe der Jahren, unter denen sie in den Quellen erwähnt wurden, sowie mit der eventuellen Variantenaufschreibung in den verschiedenen Chroniklisten (so etwa Altunopa und Oltunopa, Beluk und Biljuk, Izaj und Iza).[33] Diese Namen bewiesen auch die „asiatische Herkunft“ ihrer Träger. Weiter führte der Autor die von Obolenskij entdeckten „polovcischen Wörter“ an, die sich letzten Endes als tatarische erwiesen, woher die Meinung geäußert wurde, dass die Polovci einen tatarischen Stamm gewesen sind. Er führt Beispiele (wieder mit Angabe der entsprechenden Jahre) für die Benennung der polovcischen Fürsten mit ihren Eigen- und Vatersnamen an, worunter sich auch christliche und slawische Namen befanden. Aus den spärlichen Nachrichten über ihre Lebensweise folgert Pogodin, dass die Polovci einen „nomadischen Stamm“ waren, „der sich in den Steppen von Ort zu Ort mit seinen Zelten, Herden, Pferdeherden, Kamellen bewegte und von Räuberei und Viehzucht lebte“. Sie teilten sich in Sippen und Stämmen, welche nach dem Name ihrer Ahne oder ihres Vorstehers bezeichnet wurden. Es werden außerdem die Lukomorje Polovci (wahrscheinlich auf das linke Ufer von Dnjepr nah am Schwarzen Meer) und die sogenannten Dikie (wilde) Polovci erwähnt.[34] Jeder der Anführer der einzelnen Sippen (oder Stämmen), die in den russischen Quellen als knjaze (Fürsten) bezeichnet wurden, besaß, wie es scheint, seinen eigenen Besitz, eigene veži. Der Autor bemerkt, dass die Polovci als ganzes überhaupt zwischen Dnjepr und Wolga siedelten, doch fanden sich in den Quellen auch Angaben über ihre konkreten Aufenthaltsorte. Deswegen spürte er den Annalenangaben chronologisch (1109-1198) nach,[35] wobei er versuchte, die einzelnen Benennungen zu lokalisieren. Die Nomaden hatten eigenartige Städte: Šarukan (oder Osenev), Sugrov, Balin (Galin) und Češjuev, die nach M. Pogodin vielleicht „Festungen oder Sammelorte“ zu Schutzen von den russischen Einfällen darstellten.  Sie waren ein kriegerisches Volk, bis zu einem gewissen Grade mit der Kriegskunst vertraut, teilten sich in Regimenten und Speeren, verfügten über Bogen und Pfeile, Speeren, Fahnen und über „lebendiges Feuer“ (1184), d. h. „so etwas wie Schießpulver“. Als einen „Raubstamm“, der von Beute lebte, fielen die Polovci auf „Griechen“, auf die Donauländern, Petschenegen, Berendei und Torken, auf Polen, Bulgaren, aber meistens auf Russland, ein. Von ihren Überfalle litten vor allem das Fürstentum von Perejaslavl, dann dies von Kiew und am seltensten das Černigov’s Fürstentum, was aus der beigefügten Chronikübersicht (1061-1215) zu entnehmen ist.[36] Auf dieselbe Weise betrachtet Pogodin auch die Nachrichten über die zahlenmäßige Stärke ihrer Militärtruppen,[37] wobei er meint, dass sie mancherorts stark übertrieben wurde und sich die reale Anzahl der nomadischen Krieger vielleicht zwischen 500 bis 5000 Menschen bewegte. Nach seiner Auffassung waren die polovcischen Einfälle „räuberische Angriffe, denen gewöhnlich die friedlichen Stämmen seitens der benachbarten wilden, Räuberstämmen unterzogen werden und es ist nicht nötig, darin irgendwelche besondere Ursachen zu suchen, obwohl es in einzelnen Fällen auch konkrete Anlasse dazu gab. Die Polovci fielen in Russland fast unaufhörlich (meistens im Winter) ein, wobei sie oft die für sie günstigen Umstände nutzten, so etwa den Tod der Großfürsten (1113, 1125), die inneren Auseinandersetzungen (1167, 1177) usw. Ihr Erfolg war von der Plötzlichkeit des Angriffes abhängig. Beim Sieg zerstreuten sie sich im Lande oder teilten sich in großen Scharen, wobei sie „raubten, schlachteten und niederbrennten“, „Städte belagerten und einnahmen“, „Leute in Gefangenschaft wegbrachten“, außerdem den griechischen Handel über Dnjepr und den Galiziens Fischfang hinderten. Die russischen Fürsten verfolgten sie oft und nahmen die geraubte Beute weg. Nicht selten zogen sich die Polovci selbst ohne Kampf zurück, doch konnten sie schnell zurückkommen. Zum Schutzen vor ihrer Einfälle wurden Walle errichtet oder ließen die Fürsten spezielle Militärkräfte die Grenze zu bewachen. Sie organisierten ihrerseits auch Feldzüge in die Steppe, wobei sie manchmal auch günstige Umstände benutzten, z. B. die Abwesenheit der Polovci (1187). Es existierten immerhin auch normale Zwischenbeziehungen – am Sakov und Kanev wurden oft Zusammenkünfte (syezdi) zwischen den russischen und polovcischen Fürsten veranstaltet. Man traf auch Friedensabkommen mit ihnen, die natürlich vergänglich waren, da die Polovci immer ihren Eide verrieten, als sie entschieden, dass dies für sie vorteilhaft sei, doch auch die Russen es ihrerseits nicht für Sünde hielten, sie zu betrügen, und manchmal wurden die Friedensanträge sogar mit böser Absicht gemacht. Doch zwischen den Eliten beider Völker gab es auch Ehebündnisse, und die russischen Fürsten riefen oft die Polovci zu Hilfe im Zusammenhang mit dem Kampf untereinander (1078-1210) oder gegen Außenfeinde.[38] Indem er die Aufzählung des nach Themen geordneten faktologischen Materials beschließt, und bis zu Mongoleneinbruch kommt, der das Ende der Polovcengefahr setzte, bietet M. Pogodin eine chronologische Übersicht der gekürzten Auszüge aus den Chronikangaben für die Jahre 1054-1223 an, die konkret das betrachtete Volk angehen.[39] Damit überlässt er dem Leser eine Möglichkeit, selbst die ihm interessierenden Angaben zu suchen und die Richtigkeit der gemachten Schlussfolgerungen zu überprüfen.

Auf eine ähnliche Weise betrachtet der Verfasser auch „die übrigen östlichen Stämmen“ (Torken, Petschenegen, Berendei [Berendiči], Turpei, Kowui [Koui, Kui], Kaepiči und Černye Klobuki), die in Verbindung mit den Polovci und ihren Einfällen in Russland erwähnt wurden. Ein chronologisch geordneter Auszug aus den Chronikangaben über diese Völker (1054-1207)[40] dient als eine Verallgemeinerungsbasis bezüglich ihrer Namen und Herkunft, ihrer Beziehung zu Russland, ihres Siedlungsgebietes, Dienstes und ihrer Bedeutung. Pogodin vermutet, dass diese Stämmen untereinander verwandt waren, da sie fast immer zusammen erwähnt wurden, wobei der Name Černye Klobuki wahrscheinlich gemeinsam für sie alle war – nur er wurde einzeln und niemals in Verbindung mit den anderen Namen verwendet.[41] Die Verwandtschaft der aufgezählten Völker bestätigte sich auch aus ihren Lebensweise, Handeln, Glauben, Sprache und Verweilen in ein und denselben Orten[42] – sie alle waren Nomaden, und wahrscheinlich auch Heiden, wobei ihre Eigennamen ähnlich mit den Namen der Polovci waren. Indem sie im Dienst bei den Kiewer Fürsten eintraten, wurden sie am dem rechten Ufer von Dnjepr als eine Wache gegen die sich links befindenden Polovci, angesiedelt. Ihre Siedlungen begannen um den Fluss von Ross (woraus Pogodin vermutet, dass sich den Ausdruck „Porošani“ auch auf den verbündeten Torkenstämme bezieht), und ihre Grundstadt war Torčesk.[43] Außer im Kiewer Fürstentum sind Torken und Turpei auch im Perejaslav’s Fürstentum (mit Mittelpunkt in der Stadt von Baruč) erwähnt, und unter 1185 sprechen die Annalen auch von „Černigov’s Kowui“. Die russischen Fürsten benutzten die Schwarzen Klobuken sowohl gegen die Polovci, als auch in ihren inneren Kämpfen. Diese Militärbevölkerung wurde mit der Zeit zu einem Bestandteil des Kiewer Fürstentums und beteiligte sich aktiv in seinen Angelegenheiten, besonders bei der Wahl des Fürsten. Sie spielte die Rolle einer Wache gegen die Polovci, so wie es später auch die Kasaken in Polen gegen die Tataren benutzt wurden. Die Schwarzen Klobuken wohnten hinter dem Fluss von Ross, und die Kasaken erschienen anfangs auf denselben Orten und in denselben Funktionen – bemerkt der Autor. Nach Pogodin ist diese Beziehung sehr „spürbar“: der Name Čerkassi, hinzugefügt in der Voskressenskaja Handschrift zu der Benennung der Schwarzen Klobuken, stellte die eine Verbindung dar, und ihr eigener Name war ihrerseits auch mit der Benennung von Karakalpaken verbunden.[44] Damit übernahm er die Ideen N. Karamsins, der die Möglichkeit zuließ, dass sich die Schwarzen Klobuken vor den Tataren auf die Inseln Dnjeprs versteckten und in der Folge russische städtische Flüchtlinge aus der militärischen Stand zu ihnen anschlossen. So konnten die östlichen Stämme unter dem russischen Einfluss den „christlichen Glauben“ übernehmen, „doch sie hinterließen ihre Spuren in der alten kasachischen Physiognomie“.[45] „Aus diesen zwei Elemente entstanden die Kasaken“ – schließt der Verfasser, – „die die Geschichte des 15. Jahrhunderts eben dort begegnet, wo wir nun die Torken und Berendei verlassen – in den Städten der Čerkassen, nah an der Mündung von Ross“.

In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das Werk des russischen Byzantinisten Vassilij Grigorjevič Vassiljevskij über die Beziehungen Konstantinopels mit den Petschenegen veröffentlicht.[46] Darin werden an vielen Stellen Angaben auch über die Kumanen gegeben, inwieweit sie sich in den chronologischen und thematischen Rahmen der untersuchten Problematik einschrieben. Nach Vassiljevskij war die Eroberung Bulgariens durch den Kaiser Vassilij II. ein taktischer Fehler mit dauerhaften Nachfolgen für das Kaiserreich gewesen. Sie brachte großen Schaden mit sich, indem sie das System des byzantinischen Gleichgewichts am Norden störte. Und wenn die Felder Bulgariens von dem „byzantinischen Pogrom“ nicht entvölkert wären, gäbe es keine Notwendigkeit, Versuche zu ihrer erfolglosen Kolonisation durch wilden Nomaden zu unternehmen. In dem Vakuum, gebildet nach der Zerschlagung des bulgarischen Zarenreichs drangen zuerst die Petschenegen und nach ihnen – die Uzen und die Kumanen ein, die für das Byzanz nicht weniger fürchterliche Feinde als die Seldschuktürken waren.[47] Der Autor findet als einen Fehler die Unterscheidung zwischen Turken [die Türkvölker] und Türken, ohne die nahe verwandtschaftliche Verbindung der einzelnen ihrer Stämme zu berücksichtigen. Dabei waren die Petschenegen und die „Uzen oder Kumanen“ eben solche Türken, wie auch die Seldschuktürken – meint Vassiljevskij. Das Kumanische Wörterbuch diente als einen „überzeugenden und anschaulichen Beweis“ für die vollständige Ähnlichkeit der polovcischen Sprache mit der „türkisch-tatarischen Mundart“, und die byzantinischen Quellen teilen direkt mit, dass Petschenegen und Kumanen ein und dieselbe Sprache redeten. Andererseits, wäre die „Einstämmigkeit“ der Petschenegen und Seldschuken nicht aus dem Blick verloren, hätte man die Geschichte den Zusammenhang zwischen den Petschenegeneinfällen auf dem Balkan und den seldschukischen Erfolge in Kleinasien schnell begreifen, weil am Ausgang des 11. Jahrhunderts „die europäische und die asiatische Invasion“ zueinander bereits eine Hand zu reichen bestreb waren.[48] So lancierte Vassiljevskij eine These, die in der Epoche der verstärkten russisch-türkischen Konfrontation vielleicht glaubwürdig klang, als auch die Turkologie als eine Wissenschaft noch in ihres „Kinderalters“ stand. Diese Idee, die heute mit den Visionen Samuel Huntingtons in Einklang steht, war regelmäßig von den späteren russischen Forschern wiederbelebt. In neuerer Zeit unterstützte die sowjetische Archäologin Svetlana Pletnjova auch die These einer gemeinsamen uzisch-seldschukischen Front gegen Konstantinopel, indem sie z. B. schrieb, dass „die Gusen des nördlichen Stromes die Absicht hatten, die südrussischen Steppen zu überqueren und sich im Byzanz mit den Hautkräften der Seldschuken zu vereinigen“.[49] Sie spricht zwar von Gusen (d. h. Usen, Uzen) und Vassiljevskij von den ihnen verwandten Petschenegen, doch waren nach ihm die Uzen gleichstämmig mit den Petschenegen und sie stellten „einen der stärksten Stämme derjenigen Horde, die später in Europa die Benennung kumanische oder polovcische erhielt“.[50] Damit schloss sich der Gelehrte zu der in seiner Zeit allgemein akzeptierten Gleichsetzung zwischen den Uzen und den Kumanen an.

Mitte desselben Jahrzehnts erschien den Aufsatz des russischen Orientalisten Vassilij Vassiljevič Grigorjev über die Wechselbeziehungen zwischen den Nomaden und den sesshaften Staaten,[51] der mit der verwendeten vergleichenden Forschungsmethode bei der Suche nach einem eventuellen Gemeinmodell, interessant ist. Darin werden diachronisch die einzelnen Besonderheiten in der Geschichte der Reitervölker dargestellt, die auch unter den Nomaden der Kiewer Periode nachzuspüren sind. „Die gleichen Bedingungen verursachen gleiche Erscheinungen“ – formuliert der Autor seine Hauptthese noch am Anfang der Arbeit. Dieses Gesetz fühlt sich spürbar in den Beziehungen der Nomaden mit den sesshaften Staaten, die mit ihrer „Gleichförmigkeit bis in die kleinsten Einzelheiten“ erstaunen. Als wir ihre Geschichte studieren, stoßen wir ständig auf „eine und dieselben Bestrebungen, eine und dieselbe Politik, ein und dasselbe Verfahren“ zur Erreichung ihrer Ziele, unabhängig davon, ob es sich um die Hyksos in Ägypten, um die Skythen (die Saka), um die „Geten (jue-ti)“,[52] um Ussunen und Alanen, um die Hunnen, Bulgaren und Awaren, um die Türken und die späteren Petschenegen, Uzen und Kiptschaken (d. h. Polovci, Kumanen) oder um Mongolen, handelt. Grigorjev zeigt vier charakteristische Besonderheiten, womit sich die Einfälle der Nomaden und ihre Herrschaft über die sesshaften Länder abzeichneten: (1) die äußerste Gewandtheit, womit sie die sesshaften Völker überwunden, trotz der größere Anzahl der Agrarbevölkerung und das Vorhandensein befestigter Städten; (2) die barbarische Einstellung zu allem, was von den Besiegten geschaffen wurde – Wohnungen, Tempel, Schlösse, Grabstätte, Kunstwerke, deren Vernichtung den Siegern offensichtlich keinen Nutzen brachte;[53] (3) die Absage von einer direkten Verwaltung der unterworfenen Länder – sie wurden in den Händen einheimischer Herrscher übergelassen, die in Untertanen, d. h. Werkzeuge zum Herausziehen von Steuern und allerlei anderen Nutzen zu Gunsten der Sieger, verwandelt wurden; (4) eine Sicherung der Gehorsamkeit des eroberten Landes mittels Aufstellen darin in den für das Ziel geeigneten Orten von größeren oder kleineren Teilen der siegreichen Horde. Als er die Rhythmik der nomadischen Einfälle in den sesshaften Gebieten nachfolgt, kommt der Autor zu dem Schluss, dass sie nicht immer willkürlich waren, sondern auf die Stöße zurückzuführen sind, die von benachbarten stärkeren Stämmen bekommen wurden. Es sind keine Fälle bekannt, dass die Nomaden freiwillig aus ihrer Heimat emigrierten. Ihr Stürzen auf die sesshaften Länder wurde von der Notwendigkeit verursacht, ein anderes Territorium zu bewältigen, worauf sie existieren können. Auf diese Weise verwandelten sich die Verjagten und Verfolgten selbst in Sieger und Verfolger – zwei gegenseitig bedingten Tatsachen, die in der Geschichte der Nomadenwelt ständig zu beobachten sind.[54] Nicht immer konnten aber die „räuberische Söhne der Steppe“ ein gegebenes Land erobern. Oft bindet sich zwischen den eindringenden Nomaden und den ihren Druck unterlegten Staat einen beharrlichen Kampf, der manchmal ganze Jahrhunderte dauerte und „eine Wiederholung einer und derselben Erscheinungen darstellte“. Wenn sich die Nomaden nicht stark genug für die Unterwerfung seines sesshaften Nachbars fühlten, begrenzten sie sich dann damit, unaufhörlich die Grenz- und sogar die Innengebiete zu stören, ihre Bevölkerung in Gefangenschaft zu schleppen, ihr Besitz, ihre Wohnungen und die Gesellschaftsanlagen zu vernichten. Ihrerseits gingen die Regierungen der sesshaften Völker auch auf eine ähnliche Weise heran, indem sie: (1) die Sicherheit auf den Preis der moralischen Erniedrigung und materieller Opfer loskauften und sich eine Steuer zu zahlen verpflichteten,[55] die nur zum Anstand als „Geschenke“ definiert wurde;[56] (2) mit nomadischen Herrschern Eheverträge schlossen, auch mit geeigneten Geschenken begleitet; (3) Verteidigungsgrenzwalle errichteten oder entlang der breiten Grenzflüsse eine Reihe von Befestigungen schufen, die „Kriegslinie“ benannt wurden; (4) in einzelnen Fällen selbst Steppenfeldzüge unternahmen, die wegen der Schwierigkeiten bei der Versorgung der Truppen mit Proviant, dem Mangel an Wasser, der Müdigkeit von den längen Übergängen und der ungünstigen Klimabedingungen, oft erfolglos endeten; (5) Versuche zur „Milderung“ der Gewohnheiten der Nomaden und ihrer „Einbeziehung zur Zivilisation“ machten – durch Anknüpfung von Handelsbeziehungen mit ihnen oder durch Einsiedlung unter bestimmten Voraussetzungen von ihren Teilen auf ihr eigenes Territorium. Diese Einbeziehung hatte jedoch fatale Konsequenzen für die Barbaren. Die Nomaden waren Herren im eroberten Land nur, bis sie ihre „Nationalität“ und ihre „Absonderung“ von der einheimischen Bevölkerung bewahren konnten. „Die Einbeziehung zur Kultur der letzten, die Aneignung ihrer Lebensweise, Gewohnheiten, Sitten, Begriffe, in einem Wort – die Vereinigung mit den Unterworfenen erwies sich immer verderblich für die Steppensieger“. Bei einer solchen Vereinigung verloren sie die Energie, der sie ihr ursprüngliches Übergewicht verdankten, und aus der besiegten Bevölkerung übernahmen sie, „wie auch allerlei Nachahmer, überwiegend ihren Mangel“.[57] Mit der Zeit standen die Sieger in moralischer Hinsicht niedriger als die Besiegten, weswegen sie vertrieben oder vernichtet wurden. Die in der Steppe selbst entstandenen Nomadenreiche brachen entweder von inneren Zwischenkämpfen zusammen, oder wurden unter den Schlägen anderer nomadischen Eroberer untergegangen. Nach der Auffassung des Autors, gelang es nur Russland den Nomaden vollständig zu unterwerfen, und zwar erst in den Bedingungen der neuen Zeit im 18. Jahrhundert, vor allem dank der Schaffung drinnen in der Steppe von russischen Militärkolonien und das Errichten darin von eigenen Befestigungen.

Die Rolle der Nomaden in der frühen russischen Geschichte wird auch in den Arbeiten von Nikolaj Jakovlevič Aristov behandelt. Noch in den 60er Jahren kommt er zu dem Schluss, dass in dem ständigen Druck der Steppe eine der Hauptursachen für die aufgehaltene Wirtschaftsentwicklung Russlands gesucht werden müsste. Mit ihren Einfällen störten die Petschenegen, Torken und Polovci den Handelswarenaustausch am Dnjepr, Dnestr, Don und Donau – meint der Gelehrte. Darum mussten die Karawane zwischen dem 10. und 11. Jh. bewaffnet sein, sich in Begleitung von Militärtruppen bewegen und mit den Petshenegen und den Polovci kämpfen, die ständig den Russen hinderten, die Handelswege zu benutzen.[58] Eine Einzeluntersuchung widmete Aristov der historischen Geographie des sogenannten Polovcischen Feld (pole poloveckoe). Darin versuchte der Autor, das Verbreitungsterritorium der kumanischen Stämme in Südrussland zu skizzieren, indem er sowohl die Information aus den Chronikangaben, als auch das aufbewahrte toponymische Material analysierte.[59] Der Gelehrte definiert die Polovci als die gefährlichsten nomadischen Feinde Russlands. Gegen sie führten die russischen Fürsten vor allem einen Verteidigungskrieg, wobei sie zu diesem Zweck ein Befestigungssystem entlang der Strömung des Flusses von Ross errichteten. Als sie jedoch ihrerseits imstande waren, gemeinsame Feldzüge in die Steppe zu organisieren, haben die Polovci „nie den gemeinsamen Druck von ein paar Fürsten auszuhalten“.[60]

Ein Interesse aus dieser Zeit stellt ferner den Aufsatz von P. Burčakov über die ethnische Geschichte der Kumanen und ihre geographische Lage in Russland dar.[61] Entgegen einiger seinen Zeitgenossen glaubte der Autor, dass Polovci und Kumanen ein und dasselbe Volk waren. Seine natürliche Grenze mit Russland war entlang des Flusses von Dnjepr und, um dies zu beweisen, fügte Burčakov ausführliche Beschreibungen der Feldzüge der russischen Fürsten nach den Chronikzeugnissen bei. Er versuchte auch, das „polovcische Land“ auf Grund der in den russischen Quellen enthaltenen Angaben zu lokalisieren, wobei er betonte, dass für die Lösung des kumanischen Problems auch die Angaben der Kraniologie, der Archäologie und der Linguistik herangezogen werden müssen. In Zusammenhang mit der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Nomaden meinte Burčakov nicht, dass sich die Polovci mit Landwirtschaft und Handel beschäftigten. Nach ihm hatten sie auch kaum Städte, weil „die Russen oft die Befestigungen von Pfähle, Pferdewagen oder Äste, die in einem Tag gemacht wurden, als Städte bezeichneten“. Burčakov war aber vielleicht der erste Gelehrte, der eine Aufmerksamkeit auch an die Ähnlichkeit der sogenannten polovcischen „Stein-Babas“ im Gebiet von Asow mit den gleichartigen Steinfiguren in Sibirien widmete, und dies gab ihm den Grund im Einklang mit einigen Quellenangaben zu vermuten, dass höchstwahrscheinlich die Kumanen nach Europa aus dem Gebiet von Sibirien kamen.

Einen besonderen Platz nimmt in der russischen historischen Literatur des 19. Jahrhunderts die rechtswissenschaftliche Dissertation von Mihail Dmitrjevič Zatyrkevič über den Einfluss des Kampfes mit den Nomaden beim Gestalten des russischen Staates.[62] Im Unterschied zu seinen Zeitgenossen, die in den Petschenegen und Kumanen nur ein restriktives, die Entwicklung aufhaltendes Element sahen, dessen Tätigkeit sich vor allem in Räuberei und Verwüstungen erschöpfte, lancierte der Autor die Idee, dass gerade der Kampf zwischen den sesshaften und nomadischen Völkern die „bewegende Grundlage“ der ganzen alten und mittelalterlichen Geschichte darstellte. In seinem Lauf formierten sich alle Staaten, auch der russische Staat. Gemäß Zatyrkevič, hatte das Erscheinen der Polovci in der Steppe eine entscheidende Bedeutung für die politische Entwicklung Osteuropas, weil sie – im Unterschied zu ihrer Vorläufer – keine Eroberungsziele verfolgten. Um sich ihren Überfallen entgegenzusetzen, wurden die russischen Fürsten dazu gezwungen, Verteidigungsgrenzanlagen zu errichten und Städte zu bauen, die sie mit Gefangenen und Nomaden ansiedelten, welche in Russland eine Zuflucht suchten. Im Prozess der Erweiterung der russischen Länder auf den Kosten der Steppe wurden die Nomaden allmählich zu einer überwiegenden Bevölkerung und damit barbarisierte sich den Staat. So entstand in der Praxis der erste russische Staat, der fast alle slawische Städte des östlichen Europas in einem politischen Ganze vereinte, unter dem Einfluss der östlichen Nomaden, wobei sich mit der Zeit die Eroberer und Eroberten zu einem neuen Volk vereinigten. Wie es in der Epoche des (groß)russischen Nationalismus zu erwarten wäre, verursachte diese Konzeption negative Reaktionen unter der imperialen wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Dem Autor wurde vorgeworfen, dass er absichtlich im Verlauf der russischen Geschichte eben diejenigen Züge suchte, die für die Vergangenheit Westeuropas charakteristisch waren, dass er auf eine unbegründete Weise die „barbarische Herkunft“ des russischen Staates zu beweisen versuchte und die Interpretation des faktologischen Materials seiner „ausgedachten“ Theorie unterordnete.[63]

*        *        *

1880 veröffentlichte der Fürst Géza Kuun den vollen Text des in Venedig aufbewahrten Sammelbandes, dessen ersten Teil von J. Klaproth ediert wurde, und gab ihm den Name Codex Cumanicus – eine Bezeichnung, unter welcher das Denkmal schon heute noch in der wissenschaftlichen Literatur bekannt ist. Die Ausgabe fand breiten Anklang in der gelehrten Welt und verursachte eine Reihe von Sekundäruntersuchungen sowohl über die Geschichte, als auch über die Sprache und die ethnische Zugehörigkeit der spätmittelalterlichen Nomaden. Mit Anwachsen der Kenntnisse darüber wurden die Voraussetzungen für die darauffolgende Verwandlung der Kumanen zu einem selbständigen Objekt des wissenschaftlichen Interesses geschaffen. Dazu trug bis zu einem großen Grade Pjotr Vassiljevič Golubovskij bei, der in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einige Untersuchungen über die östlichen Völker, einschließlich eine ganze Monographie über die Petschenegen, Torken und Polovci widmete, die das erste zusammenfassende Werk über diese Problematik in der russischen Geschichtsschreibung ist.[64] Darin behandelte der Verfasser sechs Hauptthemen, die sich in den Benennungen der einzelnen Kapitel widerspiegeln, wobei er nachzuspüren versuchte, inwieweit und auf welche Weise die Nachbarschaft der Nomaden auf das politische Leben des alten Russlands einen Einfluss hatte, wie „die Beziehungen zwischen Türken und Slawen“ waren und wie sich diese Nachbarschaft auf den Lauf der russischen Geschichte einwirkte?

Um den gestellten Ziele realisieren zu können, bot Golubovskij zuerst eine Beschreibung der Steppe vor dem Erscheinen der Petschenegen dar. Dieses Kapitel, das eine eigenartige Einführung in die Problematik darstellt, enthält interessante Beobachtungen über den Charakter der osteuropäischen Tiefebene, deren südlichen Steppenteil immer ein „Theater von ständigen, dauerhaften Zusammenstösse der sesshaften Bevölkerung mit den sich einander ablösenden nomadischen Stämmen“. Der Autor führt Argumente zugunsten der These auf, dass einst auch im Süden große Waldmassive existierten, die infolge der unaufhörlichen Bewegung der Nomadenmassen und des für Russland üblichen Verfahren einer Landbebauung, die in sich auch später im 14.-15. Jh. das Abholzen und Niederbrennen der Wälder einschloss, verschwanden. Er ist der Ansicht, dass dieser Prozess noch beim Ansiedeln der Slawenstämme anfing, welche, um sich von einem Fluss-System nach dem anderen zu gelangen und später auch für die Bedürfnisse der Landwirtschaft, die Waldterrain aufräumten. In der Folge aber, als das Asien „Massen von Nomaden-Gewalttäter gegen die sesshafte slawische Bevölkerung“ zu speien anfing, verwandelte sich der Wald vom Feind zu einem Beschützer, so wie es woanders die einheimischen Bewohner einen Schütz in den Gebirgen suchten. Dies führte zu einer langsamen und dauerhaften Zurückziehung der Slawen nach Norden und Westen. Die besten Helfer und Beschützer bei ihrem Rückzug waren die Wälder – das natürliche Hindernis vor dem Nomade, das seine verheerende Einfälle aufhielt.[65] Ein großer Teil dieses Kapitels widmet Golubovskij der Frage der Anwesenheit von Slawen an der Schwarzmeerküste in den heutigen Steppenräumen, deren Ansiedlung dort er ins 1. oder 2. Jh. u. Z. anzusetzen geneigt ist, obwohl die ersten Nachrichten über sie erst vom 6. Jh. waren. Er erwähnt beiläufig Goten, Hunnen und Awaren, verweilt ein bisschen mehr bei den Chasaren und dem Chasarien selbst, das er als „eine Stütze des Slawentums am Osten“ definiert,[66] doch all dies benutzte er – wie es scheint – mehr als einem Hintergrund, um das Vorhandensein von Slawen am Pontus, Wolga und Don noch im Altertum zu begründen. Damit beschrieb der Autor nicht die ethnische Steppengeschichte selbst, wie es sich aus der Bezeichnung des ersten Kapitels zu erwarten wäre, sondern brachte er ethnohistorische „Argumente“ für die imperialen Ansprüche Russlands gegenüber Gebiete und Regionen, die vor allem mit türkischsprachigen Bevölkerung besiedelt wurden. Seiner Meinung nach, hat die Bewegung der Nomadenmassen vom 11. Jh. an „die kulturelle Entwicklung der südrussischen Stämme aufgehalten, indem sie sie aus den Küstenländern verdrang, und damit veränderte sie viel das Schicksal des ganzen Russlands überhaupt“.[67]

Bevor sich mit der Analyse der Wechselbeziehungen zwischen Russland und die Nomaden zu befassen, versuchte Golubovskij die Frage der „Stammesverwandtschaft und der Herkunft von Petschenegen, Torken und Polovci“ zu lösen. Dieses Kapitel, zum Andenken von N. Karamsin gewidmet, ist ein des beitragsvollsten in der ganzen Monographie. Es deckt sich teilweise mit dem 1884 veröffentlichten Artikel des Gelehrten über die Gleichheit der Uzen und Torken,[68] der sich aber nur auf einen Aspekt der ganzen Problematik konzentriert. Der Autor ist der Meinung, dass der Name der Petschenegen aller Wahrscheinlichkeit nach unter den anderen Völkern von den russischen Slawen herkam, er schließt aber auch die Möglichkeit nicht aus, dass sie ihn ihrerseits von den Ungarn gelernt haben. Er zählt die unterschiedlichen Varianten der Benennung auf, die offensichtlich zu ein und derselben Ausgangsform führten. Nach ihm waren sie alle die Einstellung eines Namens „der – wie es scheint – den Petschenegen von Fremden gegeben wurde“.[69] Die darauf in Europa erschienenen Polovci wurden auch mit allerlei Namen bekannt. Der Angabenvergleich in den verschiedenen Quellen zeigt, dass sie sich zu ein und demselben Volk bezogen, das von den Russen als Polovci, von den byzantinischen und westlichen Chronisten als Komanen oder Kumanen, und von den muslimischen Schriftsteller als Kiptschaken, bezeichnet wurde. Auf dieselbe Weise sucht Golubovskij eine Antwort auf die Frage, ob die Polovci mit den Uzen gleichgestellt werden müssen (eine Ansicht, die von Bayer, Thunmann, Suhm, Hunfálvi und einigen anderen Autoren vertreten wurde), oder ob die Uzen nicht mit den in der russischen Chroniken erschienenen Torken identisch sind (wie es Karamsin, Pogodin, Ilovajskij, Brunn u. a. dachten)? Diese Frage hatte eine große Bedeutung für die Bestimmung des Charakters der Siedlungen der Schwarzen Klobuken in Russland und war außerdem auch mit der Frage nach der Urheimat der Nomaden eng verbunden. Darum verweilt der Autor ausführlich bei ihr, indem er den Nachrichten in den verschiedensprachigen Quellen einer vergleichenden Analyse unterzieht, um am Ende zu beschließen, dass (1) die Kumanen, Kiptschaken und Polovci ein und dasselbe Volk waren; (2) die Uzen eigentlich die Torken aus den russischen Chroniken darstellten; und (3) die europäischen Schriftsteller in Europa drei einzelne Stämme kannten: Petschenegen, Torken-Uzen und Polovci.[70] Sie alle, zusammen mit den Seldschuken- und Osmanentürken, gehörten zu ein und derselben türkischen Familie, waren Zweige ein und desselben Stammes, der einst in den Gebieten Zentralasiens umherwanderte.[71] Eine Bestätigung dafür findet Golubovskij in den Resten aus der Sprache der Kumanen, die im sogenannten „Kumanischen Wörterbuch“, ediert zweimal 1828 und 1880, aufbewahrt wurden. Er wirft die Zweifel Kuniks zurück, dass das Wörterbuch eher tatarische oder nogaische Wörter enthielt und die Benennung „kumanisch“ einfach eine geographische Benennung war, weil nach dem Datum seiner Kompilierung (1303) keine Schlussfolgerungen über die Zeit des Aufschreibens der türkischen Glossen gemacht werden müssen. Zweifellos wurden solche Wörterbücher auch früher ausgearbeitet, so dass der Codex Cumanicus auf Grund von eingesammelten Materialien angefertigt sein könnte. Aufschreibungen von türkischen Wörtern wurden einst auch in Russland gemacht. Dies bestätigt sich von dem vom Fürsten Obolenskij gefundenen Auszug eines Wörterbuches. Bei seinem Vergleich mit Codex Cumanicus wurde ersichtlich, dass die beiden Quellen „Reste“ ein und derselben Sprache (polovcische, kumanische) enthielten, die dem Tatarischen entfernter stand.[72]

In der Monographie wird die Hauptaufmerksamkeit auf die Beziehungen der Nomaden mit Russland konzentriert. Das entsprechende Kapitel, das sich auf mehr als 110 Seiten ausbreitet, umfasst fast die Hälfte des ganzen Werkes. Es ist auf die Basis eines sehr reichen faktographischen Materials geschrieben. Indem seine Ausführung mit der ersten Erwähnung der Petschenegen in den russischen Chroniken unter 915 und mit der Lokalisierung ihrer Hauptstämme anfängt,[73] zeigt Golubovskij, wie sich diese Beziehungen während der fast vier Jahrhunderte langen Anwesenheit der Petschenegen, Torken und Polovci in den südrussischen Steppen, entwickelten. Es gelingt ihm, die Richtungen der nomadischen Einfälle in Russland und die Ausgangspunkte der Feldzüge der russischen Fürsten in die Steppe, nachzuspüren, wobei er bestrebt war, eine unvoreingenommene Einschätzung über die Verteidigungs- und Offensivkämpfe der russischen Fürsten darzubieten, und die Ursachen zu zeigen, die sie hinderten, im Laufe einiger Generationen mit der Nomadengefahr fertig zu werden. Indem er den Inhalt der Beziehungen mit den Petschenegen aufzeigt, betont der Autor ihren vielseitigen Charakter. Die östlichen Nomaden haben nicht nur räuberische Überfälle in Russland unternommen, sondern sie sind auch als Söldner in den Truppen der russischen Fürsten (z. B. beim Feldzug nach Byzanz vom 944) eingenommen, und von ihnen außerdem als Hilfstruppen in den inneren Auseinandersetzungen angezogen worden. Nach ihrer Zerschlagung 1019 floh einen Teil der Petschenegen über den Donau und andere wurden in den südlichen Gebieten Russlands angesiedelt.[74] Auf dieselbe Weise ließen sich auch die Torken, die nach ihrer zweiten von den russischen Slawen zugefügten Niederlage am Leben blieben, im südlichen Russland nieder, und, indem sie bis zu einem großen Grade ins einheimischen Milieu assimilierten, bildeten sie zusammen mit den Petschenegen den Kern des „schwarzklobukischen“ Verbandes.[75] Er spielte eine wesentliche Rolle in der russischen Geschichte. In dem Flussgebiet von Ross als Grenzwache der russischen Fürstentümer angesiedelt, hatten die Černye Klobuki eine große Bedeutung im politischen Leben des Landes. Sie dienten nicht nur als „leichte, bewegliche Armee“ zur Verfolgung der Polovci,[76] sondern waren auch aktive Teilnehmer in den inneren Geschehnissen Russlands. Andererseits, indem sie sich im slawischen Milieu auflösten, brachten die Schwarzen Klobuken ein neues türkisches Element darin  ein. So beeinflussten sie die Slawen auch in kultureller Hinsicht, da – gemäß Golubovskijs – die Nomaden Vertreter einer stärkeren Kultur und standhafteren Lebensweise waren, als das Slawentum mit seinem urewigen Bestreben nach Dezentralisierung und autonomer Existenz. Der Autor teilt der Meinung der meisten Forscher mit, dass die Polovci die größte Gefahr für Russland in der vormongolischen Periode darstellten. Ihre Armee, eine gute Militärorganisation besitzend, war eine gefährliche Macht. Deshalb spiegelten sich auch die politischen Interessen der russischen Fürsten am grellsten in ihren Beziehungen zu diesem Volk. Als Beispiel zeigt er die Politik des Fürsten Oleg von Nowgorod-Sewersk, der sich von Feldzüge in die Steppe zurückhielt, gute Beziehungen mit den Nomaden bewahrte und 1107 sogar seinen Sohn Svjatoslav für die Tochter des Chanen Aepa heiraten ließ, dies aber hinderte ihm nicht, bei der Verteidigung der Grenzen seine Kräfte mit den anderen Fürsten zu vereinigen.[77] Nach Pogodin widmete auch P. Golubovskij eine Aufmerksamkeit den unterschiedlichen Abhängigkeitsgrad der einzelnen Fürstentümer von der Steppe. An stärksten Verwüstungen wurde das Fürstentum von Perejaslawl unterzogen. Wegen seiner geografischen Lage als Vorposten Russlands und der gedehnten Grenzen am Osten nahm es die ersten Schläge der Nomadenmassen auf sich auf.[78] Doch auch andere Fürstentümer, so etwa die von Rjasan und Sewersk, litten von den Einfällen. Manchmal gingen ihrerseits die russischen Fürsten zum Angriff über, indem sie Feldzüge in die Steppe mit dem Zweck einer vorbeugenden Grenzenverteidigung oder Bewachung der Handelswege, organisierten.[79] Letzten Endes erwies sich Russland als Sieger in dem Jahrhunderte langen Kampf – darin zerbrachen alle Nomadenwellen. Dies war auch seine große Bedeutung für den welthistorischen Prozess, da Russland selbst „auf seine eigene Schultern“ diesen Kampf austrug, und so „mit seinem ganzen Brust Europa deckte“.[80] Natürlich, wirkten die ständigen Einfälle der Nomaden auf den allgemeinen Zustand des Landes, indem sie – nach Golubovskij – die unregelmäßige Entwicklung in den nördlichen und südlichen Gebieten des alten russischen Staates bedingte. Während sich am Norden „die neuen Staatsideen festigten“, eine erfolgreiche Kolonisation vor sich ging, neue Städte gebaut wurden usw., musste die Bevölkerung am Süden einen ständigen Kampf mit den Nomaden zur Verteidigung der Grenzen führen, oder vor ihnen eine Zuflucht in den gefahrloseren nördlichen Gebieten suchen. Am Süden konnte keine „dauerhafte Ordnung“ auferlegt werden, weil die Nomaden selbst (teilweise die Polovci), indem sie an der Seite bald des einen bald des anderen Fürsten eintraten, zu einer „ausgleichenden Kraft“ zwischen der einzelnen Machtbestrebungen wurden, und damit für das Erhalten des alten föderativen politischen Aufbau beitrugen. So fingen die südlichen Gebiete unter dem Einfluss der nomadischen Nachbarschaft allmählich an, zu Gunst der nördlichen abzuschwächen.[81]

Indem er die Beziehungen von Kiewer Russland mit den Petschenegen, Torken und Polovci betrachtete, berührte Golubovskij auch manche Fragen, die mit der Geschichte der Nomaden selbst, mit ihrer Lebensweise und Kultur, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen usw., verbunden waren. Dieses Kapitel des Buches ist relativ schwächer wegen des Fehlens genügender schriftlicher Information über die fragliche Problematik. Der Autor versucht dies zu kompensieren, indem er für diesen Zweck einzelne archäologische Angaben heranzieht, doch verfügte die Archäologie zu seiner Zeit noch nicht mit der notwendigen Menge von Material, die präzisere Schlussfolgerungen erlauben könnte. Golubovskij ist jedoch einer der ersten Gelehrten, der die Frage über die Reflexion der Beziehungen zu der Steppe in der mündlichen Volkskultur stellte. „Sehr viele Einzelheiten aus dem Kampf mit den Nomaden spiegelten sich in den Bylinen – unterstreicht er in der Ergänzung zu seinem Werk. – In diesen alten Heldenliedern gibt es „eine direkte Erwähnung der polovcischen Horde“, es wird auch „die Erinnerung am Feldzug Končak’s vom 1184, an den Heiraten mit Polovcinnen, Erinnerung an Šarukan…“ aufbewahrt.[82] Damit lenkte er die Aufmerksamkeit auf einem bis dahin unverwendeten Quellentyp und bewegte vielleicht auf diese Weise auch M. P. Dimitrov zu seiner Untersuchung über dem „räudigen Bonjak in den ukrainischen Volkssagen“.[83]

Geschrieben mit der Heranziehung eines reichlichen faktologischen Materials und enthaltend eine Reihe von Beiträgen bei der Klärung der so umstrittenen Problematik, blieb die Monographie Golubovskijs eine Zeitlang das einzige zusammenfassende Werk über die Geschichte der Nomaden in Russland, das als eine Grundlage für weitere konkrete Untersuchungen auf dem Gebiet, diente.

*        *        *

Auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts nahm die Frage der Beziehungen zwischen Russland und der Nomadenwelt einen wichtigen Platz bei der Erforschung der russischen Vergangenheit weiter an. Das nationale Herangehen an der Geschichte reflektierte jedoch zweifelsohne auf dieses Thema. Jahrelang (auch während der sowjetischen Periode) fühlte sich in den Arbeiten auf dem Gebiet den Einfluss des „tatarischen Komplexes“, der als ob zu einer der Hauptelemente beim Formieren der russischen nationalen Identität geworden ist. Der Kampf mit der Steppe ist ein unverändertes Motiv in der dem Kiewer Ruß gewidmeten Literatur, das zur Abgrenzung der „Eigenen“ (die Slawen, die sesshaften Bauern) von der „Fremden“ (die Türken, die Viehzüchter Nomaden) beiträgt. Dazu legt sich die Vorstellung von der Wachenrolle Russlands ein, das Europa vor den „asiatischen Horden“ beschützte, und daher – von seiner Mission als Vorposten der christlichen Zivilisation vor dem islamischen Druck. Diese Entgegensetzung verstärkte sich von der imperialen Ausbreitung nach Osten, als die Russen zu Verwalter und „Kulturträger“ in den einverleibten Ländern wurden, und bei ihrer Modernisierung auf den Kosten der traditionellen Lokalkulturen halfen. Sie wurzelte sich so tief in den gesellschaftlichen Vorstellungen ein, dass die Äußerungen einer positiven Einstellung gegenüber den Nomaden und das Hervorheben der Einwirkung ihrer Kultur auf die russischen Slawen auf einen ernsthaften Widerstand stießen.

Noch Karamsin und nach ihm auch Ustrjalov bestimmten die Steppenvölker als „unermüdliche/grausame Übeltäter“, die die wirtschaftliche Entwicklung Russlands aufhielten – eine These, die später in den Arbeiten von Aristov und den führenden russischen Historiographen weiterentwickelt wurde. Für Kunik sind die Nomaden „unhistorische“ und „die niedrigste Sorten der Menschheit“. Auch Pogodin findet die Polovci für einen „räubererischen“ Nomadenstamm, der von Beute lebte, und Solovjev argumentiert bereits die These von der „uralten“ Rivalität von Asen und Europa, vom Kampf zwischen „dem Wald und der Steppe“ (beziehungsweise zwischen den sesshaften landwirtschaftlichen und den herumziehenden Hirtenvölker, zwischen der städtischen Kultur und der nomadischen Lebensweise), wobei er die Rolle des russischen Widerstandes gegen die „Steppe“ für das Schicksal der europäischen Zivilisation hervorhebt.[84] Entstanden in der Zeit der russisch-türkischen Kriege im 19. Jh., bediente diese Theorie ideologisch die Politik der imperialen Ausdehnung und wurde von den meisten russischen Historiker (so Ključevskij, Miljukov usw.) übernommen.[85] Zu dem „Kampf mit der Steppe“ fügten Kostomarov und Gruševskij auch die Idee des Kampfes zwischen dem staatsbildenden Grundlagen der altrussischen Geschichte hinzu – nämlich zwischen der föderativen Grundlage (bezeichnend für das „südrussische“ oder ukrainische Volk, das nicht nur wegen seiner „unterschiedlicheren Psyche“, sondern auch wegen der Einmischung der Nomaden nicht imstande war, eine dauerhafte despotische Ordnung aufzubauen) und der monarchische oder der „Grundlage der Alleinherrschaft“ (die den „Großrussen“ eigen war),[86] wobei sie die Schlussfolgerungen Golubovskijs wiederholten, dass die Kočevniki für das Aufhalten der alten politischen Ordnung und für das Schwächen des russischen Südens zugunsten des Nordens beitrugen.

Die traditionellen Einsichten über die Nomaden bewahrten ihre „Vitalität“ auch nach der dramatischen sozial-politischen Wende im russischen Dasein. Gewiss, wurden im Laufe der Umbewertung der „vorrevolutionären“ Historiographie aus der Position der „marxistischen Ideologie“ vielen der Konzeptionen der bis zum Ersten Weltkrieg angesehenen russischen Historiker einer Kritik unterzogen. Besonders engagiert damit war M. N. Pokrovskij – der „offizielle Historiker der Leninschen und Stalinschen Periode der UdSSR. Er versuchte aber auch, die Vorstellung über die Nomaden als eine meist „dunkle asiatische Kraft“ einer Neubewertung unterzuziehen, indem er darauf hinwies, das den Osten für das Kiewer Russland dasselbe war, wie später Westeuropa für das Russland von Peter dem Großen wurde. V. Parhomenko bestritt auch die These der „zivilisatorischen Rolle“ des Kiewer Russlands und hob hervor, dass die Kultur der Nomaden nicht arm war und sie auf gar einen Fall „Barbaren“ waren. Doch er (sowie später auch V. Gordlevskij) wurde von den traditionell eingestellten Historikern kritisiert. Nach dem „Großen Vaterländischen Krieg“ betrachtete K. V. Kudrjašov erneut Russland als ein „Schild des europäischen Westens“ und A. I. Popov schrieb über das „Räuberwesen“ der Nomaden, über die „beutegierige Horden-Staaten Krim und Kasan“, über das russische „Urgewalt“ und über die slawischen Scharen, die die Polovci wegfegten und „sowohl die Macht der Tataren als auch die Kraft der Deutschen“ niederschmetterten.

So wurden manche Ideen – trotz der bedeutsamen politischen Erschütterungen, die alle Bereiche des russischen Lebens betrafen – mit der Zeit wiederbelebt, um sich aufbauend in der Mythologie der eigenen Identität einzureihen. Und wenn heute die Vorstellung vom eurasischen Wesen Russlands immer mehr Anhänger im Kontext der geopolitischen Kräfteaufstellung und der neuen Umgruppierung im Laufe des Globalisierungsprozesses findet, ist dies auch der Müdigkeit von den jahrzehntelangen Sozialexperimenten zu verdanken. Um eine Stütze in dem Taumel der ständigen Änderungen zu finden, wendet die russische Intelligenz den Blick nach den erprobten Symbolen der Vergangenheit zu, und sie schließen in sich sowohl die Idee der gerechten „Väterchen Zar“ und der Unermesslichkeit der „Mütterchen Russ“, als auch das imperiale Selbstbewusstsein ein, mit dem gut bewahrten Erinnerung an der vergangenen Erhabenheit, gestützt auch auf solche Phänomene, wie die Opposition gegenüber den „wilden“ Kočevniki.

 

[1] So A. L. Schlözer. Kritische Sammlungen zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, I-III. Göttingen 1795-1797; vgl. Bd. II (1796), S. 450-451.

[2] Ph. J. Strahlenberg. Das nord- und östliche Theil von Europa und Asia insoweit solches das ganze Russische Reich mit Siberien und der grossen Tartarey in sich begreiffet. Stockholm 1730.

[3] Ph. Stralenberg. Das nord- und östliche Theil, 38.

[4] J. Deguignes. Histoire générale des Huns, des Turcs, des Mongols et des autres Tartares occidentaux, t. I-IV. Paris 1756-1758 (siehe Bd. I, Teil 1, S. 230; Bd. ІІІ, S. 60).

[5] Siehe: Gottlieb Bayer. Alte Geschichte von Azov. – In: Sammlung russischer Geschichte, Bd. II, 1736; Bayer. Geographia Russiae vicinarumque regio­num circiter A.Ch. DCCCCXLVIII. Ex Constantino Porphyrogenneta. –  In: Commentarii Acad. scientiarum Jmper. Petropol., v. IX ad annum MDCCXXXVII [1737], p. 367-422, v. X, p. 371-421.

[6] Bayer. Begebenheiten von Azow, 42-43;  Bayer. Geographia Russiae, 385.

[7] Eben damals, als er in seiner Gesta Hammaburgensis eccle­siae pontificum die Völker, die über die Goten in Richtung Russland aufzählte, erwähnte der 1076 verstorbene Adam von Bremen auch die Polovci, die sich Usen nannten: „ibi sunt homines pallidi, virides et macrobii, quos appelant Husos“.

[8] Bayer. Begebenheiten, 45; Geographia, 386.

[9] Bayer. Geographia, 387.

[10] A. L. Schlözer. Allgemeine nordische Geschichte. Halle 1771.

[11] Istorija Rossijskaja s samych drevnejšich vremen neusypnymi trudami čerez tritcat let sobrannaja pokojnym tajnym sovetnikom i Astrachanskim gubernatorom, Vasiliem Nikitičem Tatiščevym. Kniga pervaja. Moskva, 1768.  Vgl. die neuere Ausgabe: V. N. Tatiščev. Istorija rossijskaja. M.-L., Bd. I, 1962, Bd. IV, 1964.

[12] V. N. Tatiščev. Istorija, I, 274.

[13] V. N. Tatiščev. Istorija, IV, 73.

[14] V. N. Tatiščev. Istorija, IV, 74.

[15] N. M. Karamsin. Istorija Gosudarstva RossijskagoIzd. Smirdina. SPb., Teil 1-8, 1816; Teil 9, 1826 (5. Ausgabe., Bd. I-II, SPb., 1842-1843). Siehe: Bd. II, S. 70: „Dieses nomadisierendes Volk, gleichstämmig mit den Petschenegen und, wahrscheinlich, mit den heutigen Kirgisen, bewohnte die asiatischen Steppen nah an dem Kaspischen Meer; [es] stieß die Uzen (benannt wahrscheinlich Torken in unserer Chronik) heraus; zwang viele davon nach Donau zu fliehen, vertrieb offensichtlich die Petschenegen aus dem heutigen südöstlichen Russland, und nahm die Küsten des Schwarzen Meeres bis an die Moldau an“.  

[16] Siehe: N. M. Karamsin. Istorija, Bd. II, Anm. 218: „wo in manchen Annalen von Torken, Berendei und Petschenegen die Rede ist, dort werden in anderen nur die Černye Klobuki erwähnt Dieser Name war für sie allgemein und er wurde ihnen zweifellos nach den schwarzen Mützen gegeben. Dasselbe bedeutet der Name der heutigen Karakalpaken, die einst, nach ihrer eigenen Überlieferung, im Ostrussland wohnten.

[17] Vgl. N. M. Karamsin. Istorija, Bd. V, S. 393: „Wahrscheinlich ist der Name der Kasaken in Russland viel älter als der Einfall Batus und er gehörte den Torken und den Berendei, die die Ufer von Dnjepr unterm Kiew bewohnten. Dort finden wir auch die erste Wohnung der Kleinrussischen Kasaken. Die Torken und die Berendei wurden Čerkassi  genannt, die Kosaken auch. Erinnern wir uns an die Kassogi, die – nach unseren Chroniken – zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer siedelten; erinnern wir uns auch an das Land Kasachien, das vom Kaiser Konstantin Porphyrogennetos in denselben diesen Orten gestellt wurde. Wir werden hinfügen, dass die Ossetiner heute noch die Čerkessen Kassachi nennen; so viele Umstände zusammen führen zu dem Gedanke, dass die Torken und Berendei, indem sie sich Čekassi nannten, benannten sich auch Kosaki; dass manche davon, unwillig sich weder den Mongolen noch an Litauen zu unterwerfen, als freie Menschen auf die Insel von Dnjepr wohnten, umgegeben von Felsen, undurchdringlichen Schilfrohre und Sumpfe; sie nahmen bei sich viele Russen an, die vor der Unterdrückung geflohen waren, mischten sich mit ihnen und bildeten unter dem Namen Kosaki ein Volk, das völlig russisch geworden ist, um so mehr, dass  ihre Vorfahren, seit dem zehnten Jahrhundert im Kiewer Gebiet wohnend, schon selbst fast russisch waren“.

[18] N. G. Ustrjalov. Russkaja istorija, I-V. SPb., 1837-1841 (siehe: Bd. І, 1837, S. 143-144).

[19] So sind z. B. die von der Moskauer Universität 1846 und 1848 herausgegebenen übersetzten Untersuchungen des dänischen königlichen Geschichtsschreibers des 18. Jahrhunderts Peter Friedrich Suhm über die Chasaren und über die „Uzen oder Polovci“.

[20] Ein Faksimile dieses Textes wird später bei W. Bang. Zu der Moskauer Polowzischen Wörterliste. –  Bulletin de l’Académie Royale de Belgique. Classe des Lettres et des sciences morales et politiques, 1911, N° 4, 91-103 gegeben. Ein Vergleich zwischen ihm und ein anderes russisch-türkisches Glossars in einer Handschrift vom 15.-16. Jahrhundert bietet auch O. Pritsak. Se tatarsky jazyk.– In: Orbis scriptus. Dmitrij Tschižewskij zum 70. Geburtstag. München 1966, 641-654 (siehe die Beilage auf die S. 652-653) an.

[21] M. A. Obolenskij. Poloveckie slova. – Moskvitjanin, Teil II, Abt. III, 1850, N° 5, Heft 1.

[22] Siehe in: Moskvitjanin, 1850, № 9.

[23] I. Beljaev. O severnom brege Černago morja i priležaščich k nemu stepjach do vodvorenija v ėtom krae Mongolov. – Zapiski Odesskago obščestva istorii i drevnostej, 3, 1853, 3-46.

[24] I. Samčevskij. Torki, Berendei i Černye Klobuki. – In: Archiv istoriko-juridičeskich svedenij, otnosjaščichsja do Rossii, izdavaeny Nikolaem Kallačovym, Buch II, Hälfte I, Moskau 1855, Abteilung III, S. 83-106

[25] Siehe: I. Samčevskij. Torki, 85-88.

[26] I. Samčevskij. Torki, 89. Der Autor bestreitet die Meinung Stritters, wonach die Berendei Petschenegen waren, mit der Bemerkung, dass ihr Name oft in den Quellen zusammen mit dem Name der Petschenegen zu sehen ist (siehe auf S. 89, Anm. 25).

[27] I. Samčevskij. Torki, 90. Hier versäumte der Autor absichtlich, auch die Polovci hinzufügen, die auf die vorherige Seite, wo die Nachricht Nestors zitiert wurde, richtig angegeben wurden. Er tat dies wahrscheinlich, um mit der These Suhms (Uzen = Polovci), die er der Gleichsetzung zwischen Uzen und Torken entgegenstellt, nicht in Widerspruch zu kommen.  

[28] I. Samčevskij. Torki, 92-101.

[29] Siehe I. Samčevskij. Torki, 96-101 und besonders im vierten Abschnitt des Artikels auf  S. 101-106.

[30] A. A. Kunik. Istoričeskie mateialy i razyskanija – 21. O torkskich Pečenegach i Polovcach po madjarskim istočnikam s ukazaniem na novejšija izsledovanija o černomorsko-torkskich narodach ot Attily do Čingishana. In: Učenye Zapiski Imperatorskoj Akademii Nauk po 1. i 3. otd., Bd. III, Ausg. 5, SPb., 1855, 714-741.

[31] A. Kunik. O torkskich Pečenegach i Polovcach, 714.

[32] M. P. Pogodin. Izsledovanija, zamečanija i lekcii po Russkoj istorii. Bd. V. Period udelnyj. M., (vgl. Kapitel III. Vnešnija vojny, S. 135-180: Polovcy; S. 181-208: Pročija vostočnyja plemena). Der Verfasser betrachtet diese Problematik auch in seinem späteren Werk: M. Pogodin. Drevnjaja Russkaja istorija do Mongol’skago iga, Bd. I-II. М., 1872.

[33] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 136-137. Der Verfasser vermutet, dass der Name Itoglij eine Spielart zu Toglij, und der Name Osen – eine Variante zu Asin, sein können.

[34] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 139.

[35] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 140-146.

[36] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 148-149.

[37] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 150-153.

[38] Siehe M. Pogodin. Izsledovanija, V, 154-159, wo die entsprechenden Jahren geben sind.

[39] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 160-180.

[40] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 181-192.

[41] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 194. Es existiert nur eine einzige Nachricht unter 1169, worin gesagt wurde, dass zu Mstisslav Izjaslavič alle Berendiči und Torken, und Petschenegen, unddas ganze Černyj Klobuk gekommen sind. Hier war jedoch die Benennung Schwarze Klobuken allerdings „als eine Summe unter den Summanden“ gestellt.

[42] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 196.

[43] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 200. Der Autor identifiziert Torčesk mit der Siedlung Torčica auf dem Ufer des Flusses Torča, der vom links ins Ross mündet.

[44] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 206. In der Nachricht über die von Izjaslav gesammelten Truppen bei seinem Feldzug in Galizien (1152) enthält die Voznessenskaja Chronik zu den „alle Černii Klobuky“ eine wichtige Ergänzung „alle Černye Klobuky, die sich Čerkassy nennen“. (Die Kara-kalpaken [aus dem türk. kara „schwarz“ und kalpak „Pelzmütze, Kappe“] sind ein gegenwärtiges Türkvolk, dessen Name ebenso „Schwarze Mütze“ bedeutet, V.S.).

[45] M. Pogodin. Izsledovanija, V, 208.

[46] V. G. Vasilevskij. Vizantija i pečenegi (1048-1094). – In: ŽurnalMinisterstva Narodnago prosveščenija, N° 164, Sankt Petersburg, 1872, 116-165, 243-332. Siehe besonders auf S. 296-299: „Priloženija I. O Kumanskom (Poloveckom) slovare“.

[47] V. Vasilevskij. Vizantija i pečenegi, 118-119.

[48] V. Vasilevskij. Vizantija i pečenegi, 122.

[49] S. A. Pletneva. Polovcy. М., 1990, S. 24. Vgl. die Besprechung darüber von V. Stojanow. Za kumanite v iztočna Evropa. – Istoričeski pregled, 1992, 1-2, 182-190.

[50] V. Vasilevskij. Vizantija i pečenegi, 123.

[51] V. V. Grigorev. Ob otnošenijach meždu kočvymi narodami i osedlymi gosudarstvami. - ŽMNP, 178, März 1875, 1-27.

[52] Der Verfasser ist offensichtlich Anhänger der zu seiner Zeit charakteristische Gleichsetzung der Tocharen (Jüeh-chih) durch ihrer späteren Benennung (Goat-tsi) zu den alten Geten. Er findet aber ganz richtig die Kiptschaken für Kumanen (Polovci), weil er auf S. 12 ein Gleichheitszeichen zwischen Ihnen setzt.

[53] Die Ursache für diesen Zerstörungstrieb findet der Autor in demAbscheu des Nomaden, der mit den breiten Weite der Steppe gewöhnt war, gegenüber alles, was seiner freien Bewegung als irgendeines Hindernis dienen konnte“. Der Gipfel aller seinen Wunsche und Träume war die fruchtbare Weide, worauf er seine Herden und Pferdeherden züchten könnte. Und im Streben nach der Verwirklichung seines Ideals fegte er – bewusst oder unbewusst – alles hinweg, was es hinderte, eine Weide zu sein. „Wahrscheinlich hätten die Frösche, falls sie es konnten, die ganze Welt in einem Sumpf verwandeln“ – schließt Grigorjev auf die S. 4.

[54] V. Grigorev. Ob otnošenijach, 11-15.

[55] V. Grigorev. Ob otnošenijach, 16. Die Nomaden waren ständig daran bestrebt, das Ausmaß des Steuers zu erhöhen, sie nahmen jede Verzögerung seiner Auszahlung wie eine Vertragsverletzung an, und zwangen zur Ausführung der Verpflichtungen mittels neuen verwüstenden Einfälle.

[56] V. Grigorev. Ob otnošenijach, 17. Dieberechnende Nomaden interessierten sich nicht so sehr von den Worten, sondern von den Taten, weswegen auch sie selbst den sesshaften Völkern eineSteuerzahlten, nur um gegen dieserSteuerdie entsprechendenGeschenkezu bekommen. Mit demselben Zweck schickten sie zu den sesshaften Herrschern bei dem kleinsten Anlass ihre Boten, die reichlich beschenkt wurden.

[57] V. Grigorev. Ob otnošenijach, 26.

[58] N. Ja. Aristov. PromyšlennostDrevnej Rusi. SPb., 1866, S. 246-247.

[59] N. Ja. Aristov. O zemle Poloveckoj. Istoriko-geografičeskij očerk. Kiew, 1877 (In: Izvestija Ist.-fil. Fak. Inst. kn. Bezborodko v Nežine za 1877).

[60] N. Ja. Aristov. O zemle, 25.

[61] Pl. Burčakov. Opyt izsledovanija o Kumanach ili Polovcach. – Zapiski Imp. Odesskago Obščestva Istorii i Drevnostej, Bd. 10, Odessa, 1877, 111-136.

[62] M. D. Zatyrkevič. O vlijanii borby meždu narodami i soslovijami na obrazovanie stroja Russkago gosudarstva v domongolskij period. Moskau, 1874.

[63] Vgl. dazu die Kurzmonographie von R. M. Mavrodina. Kiewskaja Rus’ i kočevniki (pečenegi, torki, polovci). Istoriografičeskij očerk. Leningrad, 1983, S. 30-32. Biographische Angaben über Zatyrkevič finden sich in: http://dic.academic.ru/dic.nsf/enc_biography/135316/Затыркевич  (Bol’šaja biografičeskaja ėnciklopedija).

[64] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy do našestvija Tatar. Istorija južno-russkich stepej IX-XIII vv. Kiew, 1884, 260 S. (ein Sammelauszug aus: Kievskie Universitetskie Izvestija, Jahr 23, 1883, №№ 1, 3, 5-6, 9-10; Jahr 24, 1884, № 4).

[65] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 14-15.

[66] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 19.

[67] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 32.

[68] P. Golubovskij. Ob Uzach I Torkach. - ŽMNP, 234, юли, 1884, 1-21. Im Inhalt der Zeitschrift wurde den Titel falsch als Ob Uzach i Polovcach geschrieben.

[69] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 36.

[70] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 49.

[71] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 64.

[72] Siehe P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 64, Anm. 1.

[73] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 68.

[74] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 70-72.

[75] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 75, 76, 138, 139, 147-149.

[76] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 152.

[77] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 110-111.

[78] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 121.

[79] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 156, 166.

[80] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 158.

[81] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 174-181.

[82] P. Golubovskij. Pečeegi, Torki i Polovcy, 245.

[83] P. Kuzmičevskij [ein Pseudonym von M. P. Dimitrov].  Šeludivyj Bunjaka v ukrainskich narodnich skazanijach. – Kievskaja starina, Jhg. 6, 1887, Bd. 18, 676-713; Bd. 19, 233-276 (auch in seinen Razvidkach, Bd. І, Lvov, 1899).

[84] S. M. Solovev. Istorija Rossii s drevnejšich vremen, 5. Aufl., М., 1870.

[85] Vgl. V. O. Ključevskij. Kurs russkoj istori (siehe in seinen Werke in 8 Bände. M., 1956, Bd. I, Teil 1); P. N. Miljukov. Očerki po istorii russkoj kul’tury. 3. Aufl., SPb., 1898.  

[86] N. I. Kostomarov. Istoričeskie monografii i issledovanija, Bd. I, Buch 1, SPb., 1903, S. 1-30 („Mysli o federativnom načale v Drevnej Rusi “), с. 31-65 („Две русскiе народности“), S. 67-158 („Čerty narodnoj južnorusskoj istorii“); M. S. Hruševskij. Istorija Ukraïni-Rusi. Lvov, 1904;; Siehe auch M. S. Gruševskij. Kievskaja Rus. SPb., 1911.